De lütte Plattschaul #13: Gegen das Vergessen

Aus den Neuproduktionen der Fritz-Reuter-Bühne zitieren, übersetzen und erklären wir zu jeder Inszenierung eine Schlagzeile aus dem Stücktext. Sie werden sehen: Plattschnacken ist viel leichter als Sie denken und für Jede:n im Alltag locker anwendbar. – Diesmal: Plattdeutsch gegen das Vergessen aus De Vadder!

Original: „Wat wull ick glieks noch seggen?“

 

Aussprache: [„Watt wull ick glihks noch säggen?‘“]

 

Übersetzung: („Was wollte ich gleich noch sagen?“)

 

Alberts Welt gerät aus den Fugen. Immer häufiger muss der verwitwete Senior eingestehen: „Ick hew dat vergäten“ („Ich habe das vergessen“) und „Ick hew markt, dat mit mi jichtenswat passiert, wat bannig snaaksch is“ („Ich habe gemerkt, dass mit mir irgendetwas passiert, das ziemlich seltsam ist.“). Für ihn fühlt es sich an „as harr ick lütte Löcker in’t Gedächtnis“ („als hätte ich kleine Löcher im Gedächtnis“). Diese kleinen Löcher resultieren aus der unheilbaren Krankheit Demenz, die das Leben des früher so selbstständigen Ingenieurs zunehmend beeinflusst: „Dat ward ja ümmer verrückter.“ („Das wird ja immer verrückter.“)

 

Doch Albert ist nicht allein: Seine Tochter Anne nimmt ihren Vater bei sich auf und organisiert Pflegehilfen, denn „Ick harr dat Gefäuhl, dat is bäder för em“ („Ich hatte das Gefühl, das ist besser für ihn.“). Neben persönlichen Krisen, die diese Krankheit mit sich bringt - unter anderem das Nicht-Mehr-Erkennen „Wecker is dat denn?“ („Wer ist das denn?“) - ergeben sich in diesem Zusammenleben aber auch schöne, berührende und durchaus komische Momente: „Ick bün intelligent. Siehr. Männigmal bün ick sülben oewerrascht.“ („Ich bin intelligent. Sehr. Manchmal bin ich selber überrascht.“) Aber schließlich ist auch für Anne „Dat tau dauhn, wat tau dauhn is” (“Das zu tun, was zu tun ist.”)

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Christoph Reiche © Silke Winkler
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v.l.n.r. Anne Wolf, Christoph Reiche © Silke Winkler

Eines ist klar: „Se hebben kein Grund, sick Sorgen tau maken. Se sünd nich de einzigst …“  („Sie haben keinen Grund sich Sorgen zu machen. Sie sind nicht der Einzige...“). Es gibt zahlreiche Gesprächs- und Unterstützungsangebote für Demenzerkrankte und deren Angehörige. Auch privat kann man sehr viel tun: „Bannig gedüllig“ („Sehr geduldig.“) sein, den Humor nicht verlieren und niemanden damit alleine lassen, sondern Kontakt anbieten: „Kumm her, sett di tau mi.“ („Komm her, setzt dich zu mich.“). Denn am Ende zählt es „Glücklich tau sien. Tausamen tau sien. Lebennig tau sien.“ („Glücklich zu sein. Zusammen zu sein. Lebendig zu sein.“)

 

Wenn Sie dieses berührende Theaterstück von Florian Zeller selbst sehen möchten und sich nach zahlreichen durchgelesenen Plattschauls gut für die niederdeutsche Sprache gewappnet fühlen oder Interesse habe, mehr von dieser Sprache zu hören und zu lernen – dann kommen Sie vorbei! De Vadder spielt noch bis Anfang Mai in der M*Halle, sowie auf Abstecher in Putbus und Güstrow.

 

Wir wieder –  ... „Wat wull ick glieks noch seggen?“

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