De lütte Plattschaul #8: Für Ihre Bürgermeisterkandidatur

Aus den Neuproduktionen der Fritz-Reuter-Bühne zitieren, übersetzen und erklären wir zu jeder Inszenierung eine Schlagzeile aus dem Stücktext. Sie werden sehen: Plattschnacken ist viel leichter als Sie denken und für Jede:n im Alltag locker anwendbar. – Diesmal: Plattdeutsch für Ihre Bürgermeisterkandidatur aus De Slaapstuuw von Anne.

Original: „Wecker mi nich wählt, kriggt ok keinen Smuck!“

Aussprache: [Wäkka mieh nich wählt, kricht ohk keinen Smukk!“]

Übersetzung: („Wer mich nicht wählt, bekommt auch keinen Schmuck“)

 

Wenn Sie derzeit mit dem Gedanken spielen, als Bürgermeister:in zu kandidieren, dann sollten Sie diesen Slogan vielleicht doch eher meiden. Sicher, „dat schönste an´t Bürgermeister sien is, dat ick einen Deinstwagen mit Fohrer hew. Dat ersport mi dat Säuken nah ein Parkplatz.“  („Das schönste am Bürgermeister-Sein ist, dass ich einen Dienstwagen mit Fahrer habe. Das erspart mir das Suchen nach einem Parkplatz.“), aber das sollten Sie während Ihres Wahlkampfes besser nicht laut aussprechen.

 

Diese Erfahrung muss auch Bürgermeister Eduard in unserer neuen Komödie De Slaapstuuw von Anne machen und ist nun in Bedrängnis: Seine Wiederwahl steht auf der Kippe, denn in seiner Amtszeit hat er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Gedeckt vom phlegmatischen Polizeipräsidenten Relling, der „höchstpersönlich up Posten vör de Döör von uns Turtelduuwen“ („Höchstpersönlich auf Posten vor der Tür von unseren Turteltauben“) steht, „hett sick de Börgermeister wedder miehr Miezen ünner de Bettdeck halt, as he verkraften kann.“ („hat sich der Bürgermeister wieder mehr Miezen unter die Bettdecke geholt, als er verkraften kann.“). Was soll er dagegen tun, „de Frugens hangen an em as de Fleigen“ („Die Frauen hängen an ihm wie die Fliegen“).

Für seine Ehefrau Anne, die Eddies dubiose Machenschaften während seiner politischen Karriere nicht gutheißen kann, ist er hingegen nur noch „ein sweitenden Kierl mit tau väl up de Rippen, de sick mit junge Dierns tau’n Püjatz makt“ („ein schwitzender Kerl mit zu viel auf den Rippen, der sich mit jungen Mädchen zum Hanswurst macht“). Nun kommen durch eine Entführung des Bürgermeisters in der Silvesternacht all seine korrupten Machenschaften, die Veruntreuung von Geldern und die Falschheit dieser populistischen Karriere ans Tageslicht – ausgerechnet im Schlafzimmer von Anne. Es bleibt nur ein Fazit: De Lüüd warden denn´ Swinnel wies warden. Dat hett he nipp un nau wüsst.“ („Die Leute werden den Schwindel bemerken. Das hat er genau gewusst.“)

 

Wie sieht es bei der kommenden Bürgermeisterwahl denn mit Ihnen aus? So ein Gelägenheit hett man nich jedein Dagg!“ („So eine Gelegenheit hat man nicht jeden Tag!“). Sonderlich hilfreiche Zitate für Wahlplakatslogans können wir Ihnen aus diesem Theaterstück leider nicht bieten, aber wenn Sie sehen wollen, was Sie als Bürgermeisterkandidat:in nicht tun sollten, dann betreten Sie ab dem 03. Mai De Slaapstuuw von Anne und schauen Sie sich ganz gefahrlos Eduards eklatanten Niedergang an. „Dat is ein Sensatschoon.“ („Das ist eine Sensation.“)!

 

Wir wiederholen (diesmal besser nicht): „Wecker mi nich wählt, kriggt ok keinen Smuck!“

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