„Die Menschen in meine Musikwelt hineinführen“

Generalmusikdirektor Mark Rohde im Gespräch mit Dramaturg Linus Lutz über die neue Spielzeit

Linus Lutz Bei einem Ausblick auf eine kommende Spielzeit stellt sich zunächst stets auch die Frage nach der zurückliegenden…
GMD Mark Rohde Die Spielzeit 2021/2022 begann mit gleich zwei Highlights: Wir konnten wieder mit voller Kraft in den Konzertbetrieb starten und hatten mit der Violinistin Antje Weithaas ein wunderbares Eröffnungskonzert. Und auch die Eröffnungspremiere des Musiktheaters mit Le Grand Macabre war eine Besonderheit, die beim Publikum sehr viel Neugier geweckt hat. Schade war, dass wir wieder eine Zwangspause einlegen mussten, aber wir nehmen das ausgefallene Sinfoniekonzert mit Bruckners Achter einfach mit in die kommende Spielzeit und starten damit am Tag der deutschen Einheit in unsere Konzertsaison. Besonders wichtig war mir auch, dass wir mit Florian Uhlig hier den Artist in Residence eingeführt haben: Die Chance, eine Künstlerin oder einen Künstler über eine ganze Spielzeit hinweg in vielen Facetten kennenzulernen, ist sowohl für uns als auch für das Publikum eine große Bereicherung.


LL Das Konzept des Artist in Residence wird also fortgeführt? Gibt es weitere Neuigkeiten?
MR Wir werden über die nächsten Jahre ein abwechslungsreiches Programm mit unterschiedlichen Artists in Residence gestalten. Für die kommende Spielzeit konnten wir dafür die Cellistin Tanja Tetzlaff gewinnen, eine sehr renommierte, talentierte und vielseitige Musikerin. Ich freue mich besonders auf das dritte und siebte Sinfoniekonzert, in denen wir sie als Solistin erleben werden, darüber hinaus gibt es mit ihr noch einige kleinere Formate. Die Spielzeit bringt uns auch einen neuen ersten Kapellmeister, Levente Török. Er war bisher am Theater Ulm tätig und wird uns ab jetzt musikalisch bereichern. Außerdem konnten wir für die Spielzeit gleich drei Gastdirigentinnen verpflichten. Das ist uns auch ein besonderes Anliegen, denn noch immer haben Frauen zu selten die Möglichkeit am Pult zu stehen, dabei sollte das in einer toleranten und weltoffenen Musikwelt, wie wir sie leben möchten, eine Selbstverständlichkeit sein. Eine weitere große Neuigkeit, über die ich mich ganz besonders freue, ist die Gründung einer Orchesterakademie. Wir als Staatskapelle nehmen acht junge Musikerinnen und Musiker, die frisch aus dem Studium kommen, für ein Jahr unter unsere Fittiche, damit sie bei uns weiter lernen können: Wie orientiere ich mich im Zusammenspiel? Was ist wichtig im Berufsalltag?

Die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin wir von ihrem Generalmusikdirektor Mark Rohde geleitet.

Umgekehrt ist das für uns als Klangkörper eine Bereicherung, weil diese jungen Menschen natürlich auch musikalisch Impulse setzen. Und, last but not least, bin ich sehr dankbar, dass die Probenarbeit mit dem Orchester künftig in unserem neuen Probenraum im Schweriner Marstall stattfinden wird.

LL Blickt man auf die Sinfoniekonzerte, begegnet einem in den Programmen eine große Vielfalt. Gibt es Werke, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
MR Natürlich ist es aus der Perspektive eines künstlerischen Chefs eines Orchesters zentral, für das Publikum ein musikalisches Angebot zusammenzustellen, das unterschiedlichste Stilrichtungen abbildet. Gleichzeitig gehört zu dieser Perspektive immer auch die Frage, was genau diesem Orchester zu diesem Zeitpunkt guttut: Wie kann ich den Klangkörper weiter formen und entwickeln? Wo sind die Stellschrauben, an denen ich als nächstes arbeiten möchte? Auch wenn das technisch klingt, sind natürlich die Programme mit viel Herzblut zusammengestellt. Und natürlich gibt es dann Konzerte, auf die ich mich ganz besonders freue. Bruckners Achte gehört mit dazu, aber auch das Brahms-Requiem ist ein Werk, das mich schon sehr lange begleitet. Und mit Christiane Libor und Jochen Kupfer konnten wir dafür zwei ganz außergewöhnlich gute und namhafte Gastsolistinnen und -solisten verpflichten.

LL Eine für das gesamte Theater wichtige Neuigkeit ist der Umzug in die neue zweite Spielstätte, die M*Halle. Was bedeutet dieser Umzug für die Staatskapelle?
MR Ich bin sehr froh darüber, wie treu unsere Abonnentinnen und Abonnenten sind. Es ist einfach schön, regelmäßig dieses Feedback von Menschen zu bekommen, die die Begeisterung für Musik, die ich ganz persönlich in mir trage, kennen und teilen. Aber es gibt natürlich auchsehr viele Menschen, die mit klassischer Musik bisher wenig Berührung hatten. Sicherlich haben auch manche einfach eine gewisse Scheu davor, in ein zweihundert Jahre altes Theater hinein zu gehen, weil sie denken, dass das einfach nicht ihre Welt sei. Deshalb wollen wir als Staatskapelle versuchen, aus diesem Elfenbeinturm des Theaters herauszutreten und zu zeigen, dass die Musik, die wir machen, etwas ist, was jeder verstehen kann und womit jeder auch was anfangen kann. Und ich bin der Überzeugung, dass die neue Spielstätte am Übergang zum Dreesch dafür sehr gut geeignet ist. Ich würde gerne die Menschen ein bisschen an die Hand nehmen und sie in meine Musikwelt hineinführen.

 

Veröffentlicht im Juli 2022

Die Konzerte der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin in der Spielzeit 2022/2023

1. Sinfoniekonzert

Musik von Anton Bruckner

am 3., 4. und 5. Oktober 2022

 

2. Sinfoniekonzert

Musik von Hector Berlioz, Henri Dutilleux und Camille Saint-Saëns

am 7., 8. und 9. November 2022

 

3. Sinfoniekonzert

Musik von Franz Schubert, Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart

am 5., 6. und 7. Dezember 2022

 

4. Sinfoniekonzert

Musik von Richard Strauss

am 30. Januar, 31. Januar und 1. Februar 2023

 

5. Sinfoniekonzert

Musik von Franz Schubert/Luciano Berio und Johannes Brahms

am 20., 21. und 22. Februar 2023

 

6. Sinfoniekonzert

Musik von Johannes Brahms

am 3., 4. und 5. April 2023

 

7. Sinfoniekonzert

Musik von Olivier Messiaen und Antonin Dvořák

am 5., 6. und 7. Juni 2023

Weihnachtskonzert 2022

am 18. und 25. Dezember 2022

 

Beethoven IX

Beethovens 9. Sinfonie mit Schillers Ode „An die Freude“

am 29., 30. und 31. Dezember 2022

 

Neujahrskonzert 2023

am 1. und 7. Januar 2023

 

 

Außerdem:

 

Kinderkonzerte

 

Musik um Vier

 

Solitär-Konzerte

im Solitär in Parchim

 

Kammermusikalische Sonntagsmatineen

 

Konzerte mit Tanja Tetzlaff, Cellistin und Artist in Residence

 

Termine dieser Konzerte finden Sie in Kürze auf unserer Homepage sowie in den gedruckten Monatsspielplänen.

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