Einfach anfangen!

Am 10. Januar fand im Konzertfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters die 9. Ausgabe des Gesprächsformats Reden hilft! statt. Das Thema war diesmal: Wie sieht es in Mecklenburg-Vorpommern in Sachen Nachhaltigkeit aus? Damit einher geht ein ganzes Bündel an Fragen: Mecklenburg übernimmt bisher in Bereichen wie ökologischer Landbau, Mobilität der Zukunft und Flächengerechtigkeit keine Vorreiterrolle. Warum nicht und wie können wir das ändern? Wer geht mit gutem Beispiel voran?

 

Zuerst gaben Corinna Cwielag und Almut Hauschild vom BUND, Regina Dorfmann, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in Schwerin, Alexander Jahn vom Hof Medewege und Anita Rösing von Essbares Schwerin einen Überblick über die dringlichsten Anliegen in Sachen Nachhaltigkeit vor Ort.

 

Der BUND brachte zunächst zwei regionale Themen ein: die zunehmende Versiegelung Schwerins am Beispiel des Warnitzer Felds und die Gefährdung des Schweriner Trinkwassers durch Pestizide. Bei der Diskussion um Flächengerechtigkeit ist ein Schlagwort besonders polarisierend: Die Frage nach der autofreien Innenstadt. Moderatorin Nina Gühlstorff rief ein spontanes Stimmungsbild ab und die Idee einer autofreien Innenstadt wurde in dieser Gruppe von über 80 % der Anwesenden für gut befunden. Ein Ergebnis, das alle zum Lachen brachte, weil es auch zeigte, wie das Publikum an diesem Abend beschaffen war. Alexander Jahn konnte berichten, dass der Bio-Pionier Hof Medewege den Generationswechsel geschafft hat und dass aber der Traum von „Bio für alle“ nur mit Abstrichen zu haben ist. Höfe wie Medewege können derzeit nicht die ganze Bevölkerung ernähren, sie sind auch auf „Discounter-Bio“ angewiesen. Generell sei, so Alexander Jahn, sehr viel mehr grüne Bildung notwendig. Ein Thema, das auch für Regina Dorfmann, Vorsitzende der Stadtfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Schwerin wichtig ist. Vor allem aber auch: Wie organisiert man Beteiligung der jungen Generation, die in der Zukunft leben wird, aber deren Wähler:innenstimmen aufgrund der demographischen Verteilung nicht so viel Gewicht haben?

 

Bevor dann diese Themen in Kleingruppen mit dem Publikum vertiefend diskutiert wurden, stellte Anita Rösing ihr Projekt vor. Schwerin soll Essbare Stadt werden und ist damit die erste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, die sich mit diesem Konzept verbindet. Der Traum: Man kann ein Frühstück auf dem Weg zur Arbeit pflücken. Bisher ist die Gruppierung auf innerstädtischen Spielplätzen und im Küchengarten am Franzosenweg aktiv.

 

In den Gruppen wurden dann angeregte Gespräche geführt und Handlungsoptionen aufgezeigt, die eine Politik der kleinen Schritte nahe legt, wobei gleichzeitig allen Beteiligten klar war, dass es eigentlich ein ganz anderes Tempo braucht.
Aber wenn jemand etwas tun möchte, dann sind diese Ideen in der Welt: z.B. bürgerschaftlichen Protest gegen das Warnitzer Feld organisieren. Und auch nachfragen: Warum werden überhaupt noch Wohnflächen ohne öffentliche Verkehrsanbindung gebaut? Oder: Karten herstellen, die Standtorte von Lastenrädern, die man teilen kann, sichtbar machen und andere Dinge, die Teil der Sharing Economy sind.

 

Anita Rösing schlägt eine Idee für den Küchengarten vor. Sie sagt: „Wenn ich davon erzähle, verpflichte ich mich ja auch zur Umsetzung dieser Idee: Könnte man nicht im Frühjahr eine mehrgenerationale Ideensammlung machen? Wer möchte den Küchengarten wie nutzen?“
Ein Anliegen der Gruppe zum Thema Jugendbeteiligung war, dass Lehrpläne überprüft werden sollten. Das, was man heutzutage nicht mehr braucht, sollte mit mehr Bildung für nachhaltige Entwicklung ersetzt werden. Außerdem wird eine andere Kommunikationsstrategie vorgeschlagen: kleine, kommunalpolitische Erfolge feiern, statt immer problemorientiert öffentlich zu sprechen. Das wichtigste Anliegen der Gruppe mit dem Thema Bio für alle war: Der Wertekanon gehört überprüft! Dazu gehört, dass man den Menschen die Zusammenhänge vor Augen führt: Ein Besuch in einem Stall für Massentierhaltung wird das Essverhalten in Bezug auf Fleisch verändern. Aber vor allem: Einfach anfangen!

 

Begeistert hat uns dabei ein Best-Practise-Beispiel aus den Niederlanden. Dort befinden sich die Kommunen in einem positiven Wettbewerb um versiegelte Flächen: wer entsiegelt mehr und zügiger? Das Wasser versickert lokal und wird nicht abgeleitet. Das zugehörige Konzept heißt „Schwammstadt“.


Auf ein Schwerin der Zukunft als essbarer Schwamm.

 

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