15 Jahre „Adventsgeschichten“: eine Parchimer Tradition

Die vier Darsteller:innen der Parchimer Adventsgeschichten 2021 mit ihren Musikinstrumenten

Katja Mickan, Leitende Dramaturgin des Jungen Staatstheaters Parchim, über die Parchimer Weihnachtstradition, skurril geschmückte Tannenbäume und ein ersehntes Wiedersehen mit Glühwein

 

Der Advent ist für nahezu jeden Menschen eine ganz besondere Zeit. Die Jüngsten erleben ihn als geheimnisvoll, aufregend, überraschend – die Älteren schwelgen in Erinnerung ihrer Erlebnisse während dieser Zeit. Und es ist die große Zeit des Geschichtenerzählens. Weihnachtliche Leckereien, ein heißer Kakao, ein Glühwein, selbstgestrickte Socken und eine kuschlige Decke sind die Requisiten für eine gemütliche Vorlesestunde.

Vor nunmehr 15 Jahren begann das damalige Mecklenburgische Landestheater Parchim in der Theatergaststätte weihnachtliche Programme unter dem Titel Adventsgeschichten anzubieten. Anfangs als reine Lesungen, aber immer unter einem spezifischen Motto. So gab es kriminelle, erotische, kulinarische, klassische, chaotische oder dialektische Adventsgeschichten und die Resonanz beim Publikum wurde immer größer. Es gab Jahre, in denen zu Beginn einer neuen Spielzeit im August bereits alle geplanten Vorstellungen für November und Dezember ausverkauft waren. Die Parchimer Adventsgeschichten wurden zum Hit, zu einem aus der Vorweihnachtszeit in der kleinen Kreisstadt nicht mehr wegzudenkenden Event. Die Bühne in der Theatergaststätte war nun nicht mehr reine Vorlesebühne für Weihnachtsgeschichten – sie wurde Bühne auch für Musik, Tanz, Schau- und Puppenspiel, die jegliche Geschmäcker in der Vorweihnachtszeit bedienten.

Das Theater behandelt seine Adventsgeschichten wie ein Juwel. Wie in jeder Familie ist Weihnachten lieb und der wichtigste Tag des Jahres. Mittlerweile gibt es im Jungen Staatstheater Parchim einen ganzen Raum ausschließlich gefüllt mit den Requisiten von fast 15 Jahren Adventsgeschichten. Und wie es eben auch in jeder Familie Traditionen gibt – zum Beispiel beim Schmücken des Weihnachtsbaums – kehren hier die Requisiten jährlich wieder, aber auch Neues kommt hinzu.

Im Jahr 2016 wurde unter dem Titel Topflappen kann man immer gebrauchen der Weihnachtsbaum ganz unkonventionell geschmückt: ihn zierten 24 Paar Topflappen. Wer dabei gewesen ist, weiß, das sah gar nicht so verkehrt aus… Zur letzten Vorstellung wurden die Topflappen an das Publikum versteigert und sie fanden reißenden Absatz. Der Erlös kam dem Theaterjugendclub zugute.

In jedem Fall waren die vorweihnachtlichen Theaterabende in der Theatergaststätte Gelegenheit, bei einem Glas Glühwein und selbst gebackenen Plätzchen aus dem Weihnachtsstress auszusteigen und sich einstimmen zu lassen auf das Fest der Feste.

Im Jahr 2020 fielen die Adventsgeschichten pandemiebedingt schlichtweg aus. In diesem Jahr steht die Theatergaststätte als Spielort nicht zur Verfügung. Aber da unter bestimmten Voraussetzungen gespielt werden darf, finden die Adventsgeschichten 2021 nun im Malsaal des Theaters statt. Hinzu kommt mit dem kleinen Saal im Kulturhaus Mestlin eine neue Heimstatt, die mit einer Mestliner Premiere am 04. Dezember eröffnet wird.

Da die Zuschauer auf den Genuss von Glühwein und Plätzchen nicht verzichten sollen, haben die Adventsgeschichten in diesem Jahr erstmals eine Pause, in der das freundliche Team der Theatergaststätte das Publikum empfängt.

Marlene Eiberger, Nils Höddinghaus, Gesa Penthin und Annalisa Stephan sind die Protagonist:innen der diesjährigen Adventsgeschichten, die ihre Zuschauer mit Geschichten von Leo Tolstoi, Hans Christian Andersen u.a. überraschen werden. Altgediente Requisiten erscheinen in neuem Glanz oder mit aufgefrischten Batterien. Das Klavier ist gestimmt, alle anderen Instrumente auch. Kekse sind gebacken und der Tee gekocht. Kann losgehen!

 

Zum Stück Adventsgeschichten 2021 - fröhlich, selig, gnadenlos

Foto: Silke Winkler

Zurück