De lütte Plattschaul #10: Für Ihr nächstes Familientreffen

Aus den Neuproduktionen der Fritz-Reuter-Bühne zitieren, übersetzen und erklären wir zu jeder Inszenierung eine Schlagzeile aus dem Stücktext. Sie werden sehen: Plattschnacken ist viel leichter als Sie denken und für Jede:n im Alltag locker anwendbar. – Diesmal: Plattdeutsch für Ihr nächstes Familientreffen aus Allens, wat ick säker weit.

 

Original: „Hett jichtensein wat dorgägen, dat ick nu losschrieg?“
Aussprache: [„Hätt jichtens ein watt dorgähgen, datt ick nuh losschriech!“)
Übersetzung: („Hat irgendjemand etwas dagegen, dass ich nun losschreie?“)

 

Wer kennt es nicht, Mudding (Mutter) kündigt per Whatsapp-Familiengruppe an: „Wi äten hüt abend tausamen. All tausamen!“ („Wir essen heute Abend zusammen. Alle zusammen“). Da gibt es kein wenn oder aber, alle haben zu erscheinen. Kaum tritt man durch die Tür, ist man wieder Kind - zumindest in den Augen der Eltern - und wird liebevoll belagert: „Lat di ankieken!“ („Lass dich anschauen“), „Ick harr di awhalt.“ (Ich hätte dich abgeholt) oder der Klassiker: „Woso hest du nich anraupen!“ (Warum hast du nicht angerufen!“). Erdrückt von all der Liebe möchte man manchmal am liebsten wieder Reißausnehmen oder eben einfach losschreien.

 

Bei Familie Voss, den Protagonist:innen unserer ersten Produktion dieser Spielzeit, finden diese Familientreffen traditionell im eigenen Garten statt. „Disse Gorden is de Welt. Allens, wat wichtig is, dat geiht hier vör sick.“ (Dieser Garten ist die Welt. Alles, was wichtig ist, geht hier vor sich.“), erinnert sich Pia, die älteste Tochter der Familie. Und wirklich, als Nesthäkchen Rosie überraschend verfrüht von ihrer Amerikareise zurückkehrt, wird es wuselig. Eine überschwängliche Begrüßungsarie beginnt und Mutter Franziska trommelt alle Geschwister zusammen, erleichtert über die wohlbehaltene Rückkehr ihrer Jüngsten: „Wi kœnen wedder slåpen.“ („Wir können wieder schlafen.“)


Wie in jeder Familie gibt es auch im Hause Voss einiges Konfliktpotenzial und Erwartungen der Eltern, die ihre erwachsenen Kinder gewaltig unter Druck stellen. Das Ehepaar Voss muss nun, da das „Nest“ leer ist, lernen loszulassen. Aber „Ick bruk Mama. Ick will tau Mama.“ (Ich brauche Mama. Ich will zu Mama.“) ist in schwierigen Zeiten nicht nur bei Sohn Benjamin der erste Gedanke. In Krisen kommen die Kinder nach wie vor zurück in ihr Elternhaus, denn, so erzählt Mark: „Mama wüsst binah ümmer, wat tau dauhn wier.“ (Mama wusste beinahe immer, was zu tun war.“)

 

Wenn Sie schon länger das Gefühl haben, mal wieder nach Hause kommen zu müssen und Lust auf einen humorvollen, aber auch tief bewegenden Theaterabend haben, dann seien Sie herzlich eingeladen in den Garten der Familie Voss zu unserem ersten neuen Stück dieser Spielzeit: Allens, wat ick säker weit.

Wir wiederholen: „Hett jichtensein wat dorgägen, dat ick nu losschrieg?“

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