Fritz-Reuter-Literaturpreis für Elaine Assig
Seit 1999 vergibt das Fritz-Reuter-Literaturmuseum zusammen mit der Stadt Stavenhagen den Fritz-Reuter-Literaturpreis. 2024 hat ihn Elaine Assig, die ein Bundesfreiwilligenjahr am Mecklenburgischen Staatstheater gemacht hat, in der Kategorie Sonderpreis gewonnen. Wofür, erzählt sie im Interview.
Herzlichen Glückwunsch, Elaine, zum Fritz-Reuter-Literaturpreis. Du hast den Preis in der Sonderkategorie gewonnen. Erzähl mal, wofür wird der Fritz-Reuter-Literaturpreis vergeben?
Beim Fritz-Reuter-Literaturpreis dreht sich alles um die niederdeutsche Sprache. Das kann mit plattdeutschen Autoren, wie Fritz-Reuter, zu tun haben – eigentlich mit allem, was sich schriftlich mit der plattdeutschen Sprache auseinandersetzt. Der Fritz-Reuter-Literaturpreis wird seit 1999 jährlich vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum und der Stadt Stavenhagen vergeben.
Und wofür wird der Sonderpreis verliehen?
Der Sonderpreis kann neben dem Schrifttext auch andere Ausdrucksformen haben. Im vorletzten Jahr hat zum Beispiel eine Band in der Kategorie gewonnen.

… und wofür hast du ihn erhalten?
Ich habe den Sonderpreis für die T(o)ur de Fritz, eine autorenbezogene, digitale Stadtführung durch Schwerin, erhalten. Anlässlich des 150. Todestages von Fritz-Reuter, habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und überlegt, welche Rolle er in dieser Stadt gespielt hat. Für die Stadttour habe ich unterschiedliche Standorte in Schwerin gesammelt und diese in Zusammenhang zu Fritz Reuter gebracht. Außerdem habe ich auch das Petermännchen als Sagengestalt miteingebaut, da es auch zur Historie der Stadt gehört.
Wie wurde die Jury vom Fritz-Reuter-Literaturpreis auf dich aufmerksam?
Über die Dramaturgin der Fritz-Reuter-Bühne Katharina Mahnke habe ich mitbekommen, dass es das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen gibt. Deren Website habe ich schon während meiner Recherche zur Tour genutzt und bin dort auf diesen Preis gestoßen. Da dachte mir, dass ich meine Arbeit einfach mal einreiche.

Das finde ich mutig. Toll, dass du so überzeugt von deiner Idee warst. Wie sich gezeigt hat, zurecht! Wie kamst du auf dein Projekt?
Ich habe am Mecklenburgischen Staatstheater ein Bundesfreiwilligenjahr gemacht. In dieser Zeit entwickeln alle Freiwilligen ein eigenes Projekt. Ich fand eine Tour schon immer grundsätzlich interessant. Dann hat sich perfekt angeboten, dass der Jubiläumstag zu Fritz Reuter war und ich an der Fritz-Reuter-Bühne. Da es so etwas noch nicht gab, überlegte ich, ich könnte eine kleine Schnitzeljagd entwickeln, so wie sie auch in verschiedenen Städten angeboten werden, aber eben in dieser Form, dass auch Bezug auf literarische Begebenheiten und Personen genommen werden. Das gab es bisher noch nicht.
Ist es eine reine Niederdeutsche Tour geworden?
Ich habe es teils auf niederdeutsch, teils auf hochdeutsch geschrieben, damit es das Verständnis vereinfacht. Deshalb habe ich auch die Petermännchen-Dialogsequenzen eingebaut, damit auch Menschen, die kaum oder kein Platt sprechen, besser reinkommen und der Tour folgen können.
Welche Rolle spielt denn das Petermännchen dabei?
Das Petermännchen ist Fritz Reuters Wegbegleiter, der seine geistreichen Bemerkungen ins Hochdeutsche übersetzt.
Was ist der Hintergrund für das Projekt T(o)ur de Fritz? Was war dir wichtig?
Mir war natürlich wichtig, Wissen weiterzugeben. Zu Fritz Reuter, aber auch, dass kleine Sagen, wie die, um das Petermännchen, nicht verloren gehen. Das aber auf eine lockere Art und Weise, ein bisschen Spaß bringend. Um die Menschen zu erreichen und mitzunehmen, finde ich es ist immer schön, wenn man auf eine persönliche Ebene geht. Deswegen habe ich alles aus Fritz Reuters Sicht geschrieben. So dass man ein bisschen an die Hand genommen wird, als würde man mit Freunden durch die Stadt gehen und etwas aus deren Leben erfahren.
Wolltest du deinen Bundesfreiwilligendienst am Mecklenburgischen Staatstheater machen? Und konkret an der Fritz-Reuter-Bühne?
Bei mir hat es sich ergeben. Ich wollte unbedingt ans Theater. Ich habe mich an verschiedensten Stellen beworben und hier hat alles für mich zusammengepasst. So bin ich zur Fritz-Reuter-Bühne gekommen. Das witzige ist, dass ich vorher kein Wort Platt gesprochen habe.

Das wäre tatsächlich meine nächste Frage gewesen. Wie ist dein Bezug zur Niederdeutschen Sprache?
Ich habe gar keinen Plan gehabt von der Niederdeutschen Sprache. Ich habe das erst mit der Zeit gelernt.
Also keinen familiären Bezug, über die Großeltern zum Beispiel?
Ich habe die meiste Zeit in Nordrhein-Westfalen gelebt. Es gibt auch westfälisches Platt, aber das ist nicht mehr so verbreitet. Ich habe niemanden getroffen, der es dort spricht.
Umso interessanter, dass es dir ein Bedürfnis ist, die Sprache weiterzugeben und zu schützen.
Ich finde, die Sprache ist unheimlich schön. Auch wenn ich, ehrlich gesagt, am Anfang Respekt davor hatte. Als ich den ersten Text zum ersten Stück gelesen habe, musste ich zwanzig Mal drüberlesen und nachfragen, weil ich vieles nicht verstanden habe. Aber je länger man dranbleibt und in meinem Fall durch das Theater ja auch mitkriegt, durch Mimik und Gestik, kommt man sehr schnell rein. Und ich habe die Sprache mit der Zeit sehr lieben gelernt.

Machst du, neben dir selbst natürlich, auch noch jemanden anderen glücklich mit der Auszeichnung?
Natürlich meine Familie. Und auch meine Freunde haben sich mitgefreut, aber auch die Fritz-Reuter-Bühne. Katharina Mahnke und Schauspieler Markus Sebastian Wenger sind mit zur Preisverleihung gekommen. Da war auf jeden Fall ganz viel Freude, ganz viel Stimmung!
Der Sonderpreis ist mit 1.000 Euro dotiert. Oft ist Preisgeld Projekt- oder Themengebunden. Was hast du damit vor?
Man kann mit dem Preisgeld machen, was man will. Ich habe es jetzt erstmal gespart, sodass ich, wenn ich mit dem Studium beginne, einen kleinen Puffer habe oder aber auch für weitere Projekte.
Wird die Tour aktuell angeboten?
Die T(o)ur de Fritz ist dauerhaft auf der Website vom Mecklenburgischen Staatstheater zu finden. Wir sind aktuell noch dabei, dass Projekt so zu entwickeln, dass man durch die Stadt gehen kann und über QR-Codes an den Standorten auf die Informationen zugreifen kann.
Vielleicht ist es eine Idee, die Tour in der Stadt als begleitete Führung anzubieten?
Da werde ich mal nachrecherchieren. Das Ganze als personengeführte Tour anzubieten, ist wirklich eine schöne Idee!
Das Interview führte Claudia Kottisch.
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