Mit Hupen und Sirenen in den Weltuntergang: Le Grand Macabre

Le Grand Macabre (c) Silke Winkler
(c) Silke Winkler

 

Möp! Möööp! Möp! – Vergessen Sie Pauken und Trompeten, denn György Ligeti, einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, eröffnet seine einzige Oper Le Grand Macabre mit einem fulminanten Hupkonzert. Tröten, rasseln, klappern, schlagen: Geräusche unseres Alltags werden Teil des Orchesters und holen die echte Welt ins Opernhaus.

 

Und was für eine Welt! In der Inszenierung von Operndirektor Martin G. Berger sehen wir sie durch die Augen eines jungen Mannes, der vom Lärm dieser Welt betäubt schlaflos im Bett liegt. Nebenan streiten die Eltern, ringen um ihre Ehe, während sich draußen ein Obdachloser lautstark besäuft. Der Fernseher flackert und fordert Leistung in Beruf und Bett. Und die politische Führungsebene keift sich kindisch und lächerlich an.

 

Von alldem will der Jugendliche nichts wissen. Für ihn ist die Welt ist ein lauter, unerträglicher Sündenpfuhl, in dem jeder nur um sich selbst kreist. Es bräuchte einen Helden – nein, keinen Helden! – einen Anti-Helden, der aufräumt, durchgreift, für Ruhe sorgt. So einen wie Nekrozar, den Großen Makabren, aus den Comics, die er so liebt. Und tatsächlich springt dieser Nekrozar plötzlich aus der düsteren Bilderwelt und steht im Kinderzimmer. Ein gleißendes Licht wird von einem Schatten durchbrochen. Nekrozar und der Jugendliche, Wut und Angst, begeben sich in einen Alptraum durch die Nacht auf der Suche nach dem Ende.

 

Dass dieses Ende nie kommt, weil der dämonische Nekrozar zu betrunken ist und statt der Katastrophe ein Fest der Menschlichkeit gefeiert wird, ist nur eine der vielen Pointen dieses klugen, witzigen und unterhaltsamen Werks. War es bei seiner Uraufführung am königlichen Opernhaus in Stockholm 1978 noch ein kleiner Skandal, gilt es inzwischen als eines der prägendsten Werke der musikalischen Postmoderne und kommt weltweit zur Aufführung. Wir laden Sie nun ein, dieses aufregende und herausfordernde Werk mit uns zu entdecken! In unserer Inszenierung treffen Ensemble und Publikum in einer Raumbühne, die den Spiegelzelten der Varieté-Theater der 20er Jahre nachempfunden ist, auf der Drehscheibe der großen Bühne hautnah aufeinander. Hier begegnen Ihnen aber keine fernen Opernfiguren, sondern Menschen, die auf Irr- und Umwegen auf der Suche nach Gemeinschaft, Liebe und Solidarität sind.

 

Die Mecklenburgische Staatskapelle unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Mark Rohde sorgt derweil für fulminanten Orchesterklang. Besonders der gigantische Schlagapparat hat es in sich und besteht, neben besagten 12 Autohupen, aus Glockenspiel, Sirenen, großen Alarmglocken, Papiertüten und – PENG! – sogar einer Pistole. In dieser „Anti-Anti-Oper“, wie Ligeti sein Macabre selbst nannte, damit bewusst Konventionen brechen und neu erfinden wollte, treffen Geräusche auf schwebend-traumhafte Klangflächen. Nach einer Phase wilder Klangexperimente findet der Komponist zu einer neuen Tonalität zurück und spielt neben melodischen Linien mit tausenden Zitaten aus der Opernliteratur: Tradition und Erneuerung zugleich. Ein Ansatz, mit dem wir uns als neues Musiktheater identifizieren. Und könnte es dafür einen besseren Auftakt als ein Hupkonzert geben? Wir finden nicht! Möp! Möööp! Möp!

 

Hier gibt es weitere Informationen und Tickets.

 

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