Premierengeflüster #5
Der Schauspieler Bastian J. Simon ist seit Mai 2024 am Jungen Staatstheater Parchim engagiert. Nach Hase und Igel und Lilly unter den Linden spielt er in diesem Jahr zum ersten Mal im Weihnachtsmärchen mit und hat darin neben der Schauspielerei auch viele musikalische Effekte zu bedienen. Dieses bunte, humorvolle und musikalische Märchenspiel Die Gänsehirtin am Brunnen, unter der Regie von David Stöhr, wird ein Erlebnis für Jung und Alt. Es wird spannend. Soviel ist gewiss.
Ein Märchen ist etwas ganz Besonderes für Kinder und ihre Familien. Wie bist du aufgewachsen? Hast du dir auch Märchen mit deiner Familie im Theater angeschaut?
Ja, aber tatsächlich habe ich Märchen mehr über Bücher vorgelesen bekommen, war nicht regelmäßig im Theater um Märchen zu sehen. Habe mehr Verfilmungen angeschaut. Wir hatten ein Puppentheater in der Stadt. Da war ich als Kind regelmäßig.
Ich habe gehört, die Arbeit in den Proben hat dem Team viel Spaß gemacht. Welche Szenen waren besonders schön zu spielen, welche waren schwieriger?
Ich glaube für mich waren alle Szenen, die große Show waren, besonders durch das reine körperliche Spiel besonders spannend. Die Zeitlupenszene hat mir sehr gefallen. Das Zusammenspiel aus großen überspitzten Bewegungen, zu schauen, wie funktioniert es kleine Nuancen sehr groß zu machen, zu übertreiben. Wie ich reagieren kann und Bewegungen setzen kann, dass es nicht zu viel ist. Und natürlich das Zusammenspiel mit Kollegen, mit denen ich teilweise noch nie vorher gespielt habe. Das Herausfinden einer gemeinsamen Dynamik. Die kurzen Textpassagen lassen oft weniger Freiraum für tiefere psychologischere Ansätze, die ja auch eigentlich gar nicht das Ziel sind, dennoch ist trotzdem wichtig, dass man als Figur etwas vermitteln möchte, nämlich dass man einen Charakter hat und nicht nur aus Bewegungen und einer Körperlichkeit besteht. Das ist manchmal ein Balanceakt der Figur auch ein wenig Tiefe zu verleihen und nicht nur eine reine Äußerlichkeit.
Auf der Bühne wirst du in den ersten Szenen sehr viele Geräusche mit Gegenständen vertonen. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie habt ihr sie umgesetzt?
Wir hatten irgendwann viele Sachen auf unserem Requisitentisch liegen und haben einfach zugegriffen und geschaut, was kann das alles. Die verschiedenen Materialien, unterschiedliche Beschaffenheiten - welches Geräusch passt zu welcher Bewegung oder zu welchem Moment. Wir haben viel ausprobiert und solange gesucht bis wir das Gefühl hatten es ist das richtige. Aber so, dass es nicht zu viel wurde. Da wir die Geräusche zu zweit machen, haben wir uns manchmal Charaktere zugewiesen, die wir vertont haben, damit sich nichts doppelt in der Geräuschkulisse.
David Stöhr hat viele lustige Slapstick-Momente eingebaut, worüber sich die Kinder sehr amüsieren werden. War das auch dein Humor und konntest du dich mit einbringen?
Ja absolut. Es ist mein Humor und ich finde sowas selber auch fast immer lustig. Vor allem solche überspitzten Momente zu spielen. Das Stück ist schon sehr voll damit und es gab Situationen, wo ich dachte, es könnte zu viel aufeinander werden – wir haben es allerdings gut geschafft, so zu reduzieren und aufeinander abzustimmen, dass es jetzt meines Erachtens nach, ein gutes Gesamtergebnis ist. Man kann sich körperlich an solchen Momenten im Kindertheater einfach austoben. Das gibt Slapstick her – man kann sich selbst mal auf die Schippe nehmen. Man hüpft vom lustigen Moment zum lustigen Moment.
Du bist seit Mai in Parchim. Wie gefällt es dir in der Stadt?
Ich glaube, ich habe hier schon so gut wie alles gesehen. Mir ist es superwichtig, dass ich weiß was der Ort hergibt, an dem ich lebe. Die Restaurants besuchen, die Straßen zu kennen, sich mit der Geschichte von diesem Ort vertraut machen. Ich liebe die Natur in und um Parchim, vor allem die Wälder. Auch, dass Parchim so viele Gartenanlagen hat. Generell die Landschaft. Ich komme aus dem südlichen Teil Deutschlands. Die Landschaft hier ist anders und es ist eine schöne Abwechslung auch mal was Neues zu sehen. Besonders liebe ich hier die Baumalleen um die Stadt und natürlich das Theater. Das Gebäude mit seinem roten Backstein ist einfach wunderschön, auch der Wockersee und die Wasserstraßen. Hier kann man in seiner Freizeit gut ausspannen.
Du bist direkt nach der Schauspielschule zu uns ans Theater gekommen und hast dich in verschiedene Richtungen ausprobiert. Hast du eine Rolle, die du gern einmal spielen möchtest?
Genau genommen bin ich zu euch gekommen noch bevor ich die Prüfung zum staatlich anerkannten Schauspieler absolviert habe. Dafür bin ich dann nochmal nach Stuttgart zurück und habe meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. André aus ANDORRA würde ich gern spielen. Ich habe die Rolle in der Schauspielschule bereits gespielt und sie war auch Teil meines Abschlusses, wo ich die Figur lieben gelernt habe. Als Abschlussprojekt für meine Ausbildung als Theaterpädagogen habe ich im Fachbereich Regie das Stück inszenieren dürfen. Ich würde die Figur gern einmal auf der großen Bühne spielen, in voller Länge des Stücks. Diese Rolle und alles was sie für mich interessant macht – nicht nur das politische Thema drumherum, auch das psychologische der Figur selber, was für mich unfassbar anspruchsvoll ist und was ich bisher immer nur in kürzeren Monologpassagen erleben durfte. Dieser technische Anspruch, den diese Rolle hat oder braucht, das reine schauspielerische Handwerk ist, was mich so reizt.
Das Interview führte Antje Daate-Sarwatka
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