Zwei Freunde - ein Traum

GEORGE

Typen wie wir sind die einsamsten Typen der Welt. Keine Familie, keine Menschenseele. Sie gehören nirgendwohin. Und das bisschen Kohle, das sie haben, verprassen sie gleich wieder. Sie haben niemanden, der auf sie wartet und nichts, auf das sie hinarbeiten, kein Ziel, keine Zukunft. 

 

LENNIE

Aber wir nicht, George, wir nicht. Erzähl jetzt von uns!

 

GEORGE

Bei uns ist es anders. Weil…

 

LENNIE

Weil ich hab dich, um auf mich aufzupassen und du hast mich um, auf dich aufzupassen. Darum. lacht glücklich. Weil ich hab dich um auf mich aufzupassen und du hast mich um auf dich aufzupassen. Stimmt’s? Erzähl weiter, George! Erzähl, wie es sein wird.

Zwei ungleiche Gefährten stehen im Zentrum des Dramas Von Mäusen und Menschen, das zu den populärsten Werken des Amerikaners John Steinbeck zählt, erschienen 1937 vor dem Hintergrund der Großen Depression. In der Schweriner Inszenierung von Hausregisseur Martin Nimz teilen Oscar Hoppe und Marko Dyrlich als Hilfsarbeiter George und Lennie den verzweifelten Traum von einem selbstbestimmten Leben. Im Online-MMagazin blicken die beiden Hauptdarsteller auf die besondere Freundschaft ihrer Figuren.

Oscar Hoppe  Lennie ist loyal, kindlich begeistert, verspielt, emotional offen, pur. George ist kalkuliert, misstrauisch, weitblickend, verantwortungsvoll, verbissen, liebevoll. Die Freundschaft der beiden ist eine Enklave, ein Schutzraum in einer rauen Welt. Sie gibt Halt, Sinn, Zukunft. Sie ist das Nervigste und gleichzeitig das Beste, das ihnen passieren konnte.

 

Marko Dyrlich Es gibt ganz offensichtlich eine Sehnsucht im Menschen nach einer Empfindung, die etwas Schrankenloses, fantastisch Unbegrenztes beschreibt, nach einem Zustand vollkommenen Glücks, in dem schöne Träume plötzlich Wirklichkeit werden und die Wirklichkeit zu einem Traum. Diese Sehnsucht ist so etwas wie ein kybernetisches System, das an Stabilität immer mehr zunimmt, je größer die krisenhafte, zerstörerische Einwirkung von außen ist. Dieses „Wunschsystem“ ist bei Lennie und George fest verankert in einer bedingungslosen Freundschaft zueinander, die ihre Kraft aus der gemeinsamen Idee eines besseren Lebens in der Zukunft schöpft. Doch sie machen die schmerzhafte Erfahrung, dass diese Idee an der Realität und ihrer Unberechenbarkeit zerbricht.

Oscar Hoppe als George in "Von Mäusen und Menschen"
Oscar Hoppe als George © Silke Winkler
Marko Dyrlich als Lennie
Marko Dyrlich als Lennie © Silke Winkler

Oscar Hoppe Jeder Mensch braucht andere Menschen, um sich selbst nicht zu verlieren, um vielleicht sogar etwas wie Glück zu empfinden. In einer Welt, in der jeder Mensch für sich, vor sich hinlebt, haben zwei Menschen einen Traum, etwas, das sie verbindet, auf das sie hinarbeiten, das sie am Leben hält. So schwierig und frustrierend es auch manchmal ist, eine Beziehung zu einem anderen Menschen zu führen – gemeinsam von etwas zu träumen und im gleichen Moment diesen Traum zu leben, ist doch das Schönste, was wir mit unserer Lebenszeit anstellen können. 

 

 

Von Mäusen und Menschen ist am 24. April zum letzten Mal im Mecklenburgischen Staatstheater zu sehen. Hier erhalten Sie Tickets und weitere Informationen zum Stück.

 

Veröffentlicht im April 2022

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